Nachdem wir im letzten Beitrag die spannende Entstehungsgeschichte unseres autonomen Schneepflugs Lynx beleuchtet haben, werfen wir heute einen Blick nach vorn. Für ARTUS e.V. ist Lynx weit mehr als nur ein Roboter für einen einzelnen Wettbewerb – er ist der Startpunkt für eine universelle, autonome Plattform mit einer klaren Vision.
Wie hat uns die Autonomous Snowplow Competition (ASPC) dabei geholfen? Und welche Module und Anwendungen planen wir für die Zukunft?
1. Die ASPC: Das ideale Sprungbrett
Die Teilnahme an der Autonomous Snowplow Competition war die Initialzündung für die Entwicklung von Lynx. Sie gab uns einen klaren Fokus und definierte die grundlegende Art des Roboters: ein robustes, witterungsunabhängiges Kettenfahrzeug mit hoher Traktion.
Die wenigen Einschränkungen des Wettbewerbs (keine Abmessung über 2 Meter) erlaubten uns, uns an praktischeren Herausforderungen zu orientieren, wie etwa der Breite von Türen und Aufzügen auf dem Campus. Das zentrale Learning:
Der Wettbewerb ist für uns ein Sprungbrett. Wir wollen das gewonnene Wissen nicht nur für die ASPC nutzen, sondern auch an ähnlichen Wettbewerben in Europa teilnehmen, wie der Field Competition oder Mars Rover Challenges.
Dafür sind nur kleine bis mittlere Anpassungen notwendig, während der Großteil unserer autonomen Navigationssoftware wiederverwendet werden kann. Langfristig denken wir bereits über weitere mobile autonome Roboterplattformen in verschiedenen Größen nach.
2. Lynx als Baukasten: Der modulare Ansatz
Unsere größte strategische Entscheidung beim Design von Lynx war die konsequente Ausrichtung auf Modularität. Das zugrundeliegende, gefederte Kettenlaufwerk bildet das robuste und zuverlässige Kernmodul für alle zukünftigen Anwendungen.
Die Hardware-Schnittstellen
Um die Plattform universell nutzbar zu machen, haben wir von Anfang an auf flexible Schnittstellen geachtet:
- Befestigungspunkte: An Front und auf der Oberseite des Roboters befinden sich Aluprofile, an denen Add-ons mit geringem Aufwand angeschraubt werden können.
- Schwerlast-Montage: An der Front verfügen wir über vier massive M12-Gewinde für schwerere Anbauten, wie den aktuellen Schneeschildaufbau.
- Zukunft der Konnektivität: Aktuell sorgen angepasste 3D-Druckteile für die Abdichtung der Kabeldurchführungen. Unsere Vision ist jedoch die Umstellung auf einheitliche, wasserdichte Ports, an die zukünftige Anbauteile einfach angesteckt werden können.
Die smarte Software
Auch die Software spielt eine entscheidende Rolle für die Modularität. Das Ziel ist eine Steuereinheit, die alle unterstützten Anbauten automatisch erkennt und eine einfache Ansteuerung der jeweiligen Funktionen ermöglicht. So wird gewährleistet, dass der Wechsel von einem Modul auf das nächste auch softwareseitig nahtlos funktioniert.
3. Von der Schneeräumung zur universellen Logistik
Der modulare Ansatz eröffnet uns eine breite Palette von zukünftigen Einsatzmöglichkeiten. Überall dort, wo Aufgaben automatisiert von A nach B gebracht oder durchgeführt werden müssen, kann Lynx glänzen:
- Sensorik und Vermessung: Als stabile, allzwecktaugliche Plattform kann Lynx verschiedene Sensoren tragen, um Gelände zu vermessen oder Umgebungsdaten zu erfassen.
- Transport und Logistik: Er kann Gegenstände transportieren und somit logistische Aufgaben auf dem Campus oder in industriellen Umgebungen übernehmen.
- Geräteträger: Durch einfache Aufsätze sind Anwendungen wie Rasenmähen, Gebläsebetrieb oder andere spezialisierte Aufgaben denkbar.
Das nächste Modul: Der Roboterarm
Relativ wahrscheinlich ist, dass wir uns direkt nach der Snow Plow Competition an die Entwicklung eines Roboterarms machen werden. Ein Manipulator, der an Front oder Heck montiert werden kann, eröffnet völlig neue Möglichkeiten für Interaktion mit der Umgebung und ist auch für zukünftige Wettbewerbe wertvoll.
4. Die Vision: Autonomie leicht gemacht
In 5 bis 10 Jahren sehen wir uns als Anbieter verschiedener autonomer Fahrzeuge, die sich durch robuste und ausgeklügelte Hardware in Kombination mit einer zuverlässigen Navigation auszeichnen. Unsere Vision ist ein Gesamtkonzept aus Hardware und benutzerfreundlicher Software, welches schnell und leicht auf jede neue Herausforderung angepasst werden kann.
Die wichtigste Lektion dabei: Denke voraus! Es ist immer einfacher, Schnittstellen und Anpassungen von Anfang an im Design zu berücksichtigen, als sie nachträglich aufwendig einzufügen.
Wir werden Lynx stetig weiterentwickeln und planen, schon nächstes Jahr weitere Plattformen neben Lynx in Angriff zu nehmen. Bleibt dran, um die spannendsten, innovativen Konzepte aus der Forschung live in unseren Projekten zu erleben!

